Sonntag, 17. Mai 2020

Autoreninterview mit Lasse Blom


Bisher habe ich mich auf meinem Blog auf Rezensionen und Messeberichte konzentriert. Umso mehr freut es mich, dass ich durch das Bloggerteam – Die Drei vom Niederrhein, die Anfrage des Maximum Verlages erhalten habe, den Autor Lasse Blom zu interviewen.

Sehr geehrter Herr Blom / Gerhard Fischer,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine Fragen zu beantworten.
    Opfer ohne Blut ist Ihr erster Krimi. Hatten Sie die Idee dazu schon länger, bzw. gab es ein Ereignis, das die Idee zu diesem Buch ausgelöst hat?
    Die Idee für „Opfer ohne Blut“ entstand in der Central Library Bibliothek in Belfast. Ich las dort Stunden lang in der Biografie des Stummfilmstars Roscoe Arbuckle, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere eine Prostituierte getötet haben soll. Arbuckle ist in Vergessenheit geraten. Ich wollte über ihn schreiben, und ich wollte über diesen Fall schreiben. Er sollte in Stockholm spielen, weil ich dort einige Jahre gelebt habe. 


    Das Buch weist Parallelen zu dem Fall Roscoe Arbuckle auf. Wieviel ist mit in dieses Buch eingeflossen? 
    Es gibt in „Opfer ohne Blut“ drei Morde. Nur der erste hat etwas mit Arbuckle zu tun.

    Wie haben Sie die Person Casper Munk entwickelt? Gibt es da eine reale Person, die Ihnen die Vorlage gegeben hat?
    Nein, es gibt keine reale Person. Munk ist zusammen gesetzt aus mehreren Menschen, die mir in meinem Leben begegnet sind. Munk bin ich selbst. Und Munk ist Fiktion.

    Auch andere Personen haben sehr viel Raum in Ihrem Buch, wie z. B. Leila und auch über Oma Andersson schreiben sie sehr zugetan. Sind hier persönliche Erlebnisse mit eingeflossen?
    Leila und Oma Andersson sind komplett erfunden. Oma Andersson ist ein Wunschmensch. So stelle ich mir eine mutige, empathische, kluge (sogar weise), gereifte Persönlichkeit vor.


    Sie haben einige Zeit in Stockholm gelebt, war es da für Sie von Anfang an klar, dass Ihr Buch auch dort spielen würde? Kam ein Schauplatz in Deutschland zu irgendeiner Zeit auch für Sie in Frage?
    Ja, mein Buch sollte definitiv in Stockholm spielen. Deutschland kam nie in Frage. Das ist mir zu nahe, zu bekannt, das reizt mich nicht. Als ich von Stockholm wieder nach München zurückkehrte, blieb ein Teil von mir in Skandinavien, ein Teil meiner Fantasie. Mit meinen Krimis träume ich mich zurück in diese skandinavische Welt. Vielleicht bekämpfe ich damit ein wenig mein Fernweh (oder Heimweh)nach Stockholm.


    Gab es in Opfer ohne Blut einen Punkt, wo sich die Geschichte nicht mehr weiter entwickelte,wo sie festgefahren waren? Wenn ja, wann war das und wie haben Sie diese Blockade gelöst?
    Nein, den gab es nicht. Ich bin Journalist und es gewohnt, aus Zeitgründen über Irritationen oder Blockaden einfach hinweg zu schreiben. Wenn ich dann merke, dass etwas nicht gelungen oder nicht schlüssig ist, bessere ich es später einfach aus.

    Als Journalist haben Sie doch bestimmt einige Kontakte zur Verlagsbranche. Wieso haben Sie dieses Buch gerade im Maximum Verlag veröffentlicht.
    Ich habe über einen Literaturagenten die Verlagsleiterin Petra Mattfeldt kennen gelernt. Ich fand es spannend, dass sie etwas Neues aufbaut. Man spürt bei Maximum keine Verkrustungen. Ich fühlte und fühle mich dort gut aufgehoben.


    Wenn Sie den ganzen Tag bereits beruflich recherchieren und schreiben, warum schreiben Sie dann auch noch privat weiter? Was sagt Ihre Familie dazu?
    Das ist eine sehr gute Frage. Ich stelle sie mir häufig selbst. Als Journalist schreibe ich über Dinge, die ich sehe und erlebe, die tatsächlich passieren. Ich will aber auch schreiben, was meiner Fantasie entspringt. Das ist ein unglaublich schöner Prozess. Da nimmt man in Kauf, dass man sich in seiner Freizeit noch mal vor den Computer setzt. Meine Freundin hat dafür sehr viel Verständnis. Sie weiß, dass ich das brauche.

    Haben Sie einen festen Tagesablauf für dieses Buch gehabt, oder haben sie geschrieben, wenn Sie Zeit hatten und Ihre Ideen raus wollten?
    Es gibt keinen festen Tagesablauf, den habe ich schon in der Redaktion. Ich schreibe, wenn ich dazu komme und der Ort ist auch nicht immer der gleiche, mal schreibe ich im Kaffeehaus, mal am Nymphenburger Kanal in der Nähe meiner Wohnung, mal im Zug, mal am Schreibtisch.


    Wenn Sie nicht schreiben, womit können Sie entspannen oder was ist ihr Ausgleich?
    Freunde treffen, Kino, Fernsehen, Sport. Und manchmal zeichne ich. Da vergisst man auch die Zeit, wie beim Bücher schreiben.


    Lesen Sie privat? Und wenn ja, welche Art von Büchern? Welches lesen Sie aktuell und warum?
    Früher habe ich sehr viel gelesen, Krimis, Romane, historische Sachbücher. Das ist leider viel weniger geworden, weil ich als Journalist auch viel Zeitung lese/lesen muss. Und dann schreibe ich auch noch selbst Bücher. Da will man dann irgendwann nichts mehr mit Buchstaben und Geschichten zu tun haben. Zuletzt las ich „Tragödie auf einem Landfriedhof“ von Maria Lang. Sie war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der erste Autor(inn)en, die Schwedenkrimis schrieb. Ich las das Buch, weil ich im Herbst eine Vortrag über die Geschichte der Schwedenkrimis halten werde.


    Arbeiten Sie aktuell an einem neuen Buch? Wenn ja, dürfen Sie bereits verraten, was es sein wird?
    Ja, an dem zweiten Buch der Casper-Munk-Reihe. Es heißt „Opfer ohne Gewissen“ und soll im Herbst erscheinen. In diesem Krimi geht es um den Absturz eines 
    Vorbilds – und um dessen gewaltsamen Tod.


    Haben Sie noch etwas, dass Sie gerne den Lesern dieses Interviews erzählen möchten?
    Meine Krimis sind skurril, und – wie ich hoffe – humorvoll. Ich wollte keine Schwedenkrimis schreiben, in denen der Kommissar depressiv ist, krank ist, Eheprobleme hat und am neuen Schweden verzweifelt, das weit weg ist von Bullerbü. Bei mir gibt es einen Polizisten, der Witze erzählt. Und fast alle Protagonisten haben Humor. Die Leser sollen auch (vielleicht sogar: vor allem) etwas zu lachen haben.

Herzlichen Dank für Ihre Antworten. Für Opfer ohne Blut und auch für den 2. Fall von Casper Munk, Opfer ohne Gewissen, wünsche ich Ihnen viel Erfolg.
Bitte bleiben Sie gesund und ich hoffe, wir können uns bald einmal auf einer Buchmesse persönlich kennen lernen.

Weitere Infos zu Opfer ohne Blut





Weitere Infos zu Lasse Blom / Gerhard Fischer, sowie zum Maximum Verlag findet man hier: