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Donnerstag, 15. Oktober 2015

Kurz bevor das Glück beginnt von Agnès Ledig

Lange habe ich auf so ein Buch gewartet, ein Buch das die Seele berührt. Ein Buch das entschleunigt, den Leser nicht hektisch durch die Handlung peitscht.

Zur Handlung:
Julie ist 20 Jahre alt, alleinerziehende Mutter des 3 jährigen Lulu und gefangen in einem Leben, das so weit weg ist, von dem, was sie sich erträumt hat. Statt zu studieren, bringt sie sich und ihren Sohn mehr schlecht als recht als Supermarktkassiererin durchs Leben. Aber die Liebe zu ihrem Sohn hilft ihr alles durch zu stehen.

Bis eines Tages Paul an ihrer Kasse steht. Paul, der ebenso einsam ist wie sie, den seine Frau nach 30 Jahren Ehe verlassen hat und der nun das erste mal einkaufen gehen muss, was ihn absolut überfordert. Die Beiden begehnen sich im richtigen Moment und ihr Schicksal nimmt seinen Lauf.

Wer nun aber eine Liebesgeschichte zwischen den Beiden erwartet, der wird enttäuscht. Stattdessen nimmt eine unglaubliche Gedschichte seinen Lauf, eine Geschichte, wie wir sie uns in unserer Welt einfach nicht mehr vorstellen können. Paul nimmt Julie und Lulu mit auf eine Reise in die Bretagne, ohne Hintergedanken, was auch Pauls mitreisender Sohn Jerome erst nicht glauben kann. Denn auch Jerome trägt eine Menge Ballast mit sich herum. Doch das Meer und der kleine Lulu sorgen dafür, das am Ende der Ferien alles glücklicher nach Hause fahren. Alles könnte so schön sein, wenn nicht auf der Rückfahrt das Schicksal unbarmherzig zuschlagen würde...

Mein Eindruck:
Lange habe ich nicht mehr ein Buch gelesen, bei dem mir immer wieder der Gedanke "Schön" gekommen ist. Diese Buch hinterläßt eine Wärme im Herzen, läßt den Leser fühlen, freuen und leiden. Und dies alles ohne große, verzwickte Handlungen, ohne Intrigen oder heißen Liebesgeschichten. Aber gerade deshalb geht einem dieses Buch so nahe.

Die Autorin läßt sich viel Zeit, die Figuren und ihre Gefühle zu beschreiben. Die Landschaften werden ausführlich dargestellt, ohne dabei eine Sekunde langatmig zu werden. Das Buch gibt einem viel Ruhe, ohne langweilig zu sein - ich empfand es sogar als entschleunigend. Und genau darum habe ich wahrscheinlich so intensiv mit Julie mitgefühlt. Denn an einem Punkt in diesem Buch trifft Julie das Schicksal so hart, das mir stumme Tränen über das Gesicht gelaufen sind. Aber ich konnte das Buch einfach nicht zur Seite legen. Einige Seiten habe ich "tränenblind" gelesen. Und doch zieht einen das Buch nicht runter, sondern gibt unheilich viel Kraft und läßt den Leser mit einem wunderbaren, warmen Gefühl zurück.

Vielleicht liegt dies aber auch an dem für mich am Anfang ungewöhnlichen Schreibstil. Das Buch ist in der Gegenwart geschrieben aus neutraler Sicht, hat aber immer wieder Einschübe verschiedener Protagonisten, die in der Ich-Form geschrieben sind.

Fazit:

Ich kann dieses Buch nur jedem Empfehlen, der ein Buch für die Seele sucht. Ein Buch als Geschenk für einen lieben Menschen.